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Bienenautomat: Ein Kinder- und Insektenmagnet

Nachhaltigkeit be- und greifbar machen – Vom Aussäen des Saatguts bis zur Rückgabe der Kapseln hat der Bienenautomat auch einen pädagogischen Effekt. Insbesondere für Kitas und andere Einrichtungen lohnt sich der Ausflug zum nächstgelegenen Bienenautomaten.

Kinderhände mit Kapseln
Nachhaltigkeit be-greifbar machen.

Münze rein, Hebel umdrehen - zack kommt eine kleine Kapsel aus dem gelben Automaten. Was bei Erwachsenen alte Kindheitserinnerungen aufleben lässt, bleibt bei den kleinen Bienenfans langfristig im Gedächtnis und hinterlässt bei den kleinen Bienenfans einen langfristigen Eindruck. „Durch einen Ausflug zu einem Bienenautomaten können pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit den Automaten-Betreiber:innen Bewusstsein für den ökologischen Kreislauf der Bestäubung und die Bedeutung der Biene schaffen”, erklärt Christian Bourgeois, Initiator des Bienenretter-Bildungsprojekts.


"Kinder wollen die Welt selbst begreifen"

Die Bienenautomat-Betreiberin Christina Gruber-Eifert aus Wehrheim im Hochtaunuskreis hat bisher gute Erfahrungen mit Kita-Gruppen gemacht. „Kinder sind von Natur aus interessiert und wollen die Welt selbst begreifen“, erklärt die ausgebildete Pädagogin und Referentin in der Erwachsenenbildung. Die BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) liegt ihr besonders am Herzen, weil Kinder in den ersten Jahren die Erfahrung machen können, selbst wirksam etwas in ihrer Umgebung positiv zu verändern. „Gerade in der Pandemie, wo so vieles geschlossen ist, bietet sich deshalb ein Besuch zum Bienenfutterautomaten in der Umgebung an“, betont Gruber-Eifert.

Gruber-Eifert ist am Weltbienentag im Mai 2020 zum ersten Mal mit dem gelben Automaten in Berührung bekommen. „Seitdem hat mich das Projekt nicht mehr losgelassen, ich wollte auch ein Teil davon sein“, erzählt sie begeistert. Mittlerweile ist die Naturfreundin Teil des bundesweiten Netzwerkes aus über 180 Automaten. Schon kurz nach dem der Automat in ihrer Straße aufgehängt wurde, kam der örtliche Kindergarten auf sie zu, ob sie einen Ausflug zum Automaten machen könnten. „Es ist ja auch eine tolle Möglichkeit, um spielerisch leicht Bewusstsein für ökologische Themen bei Kindern zu schaffen“, betont Gruber-Eifert.

Mit allen Sinnen lernen

Bei dem einen Kindergarten ist es nicht geblieben - der Bienenautomat in Wehrheim ist ein voller Erfolg. Vor einem Besuch empfiehlt die Pädagogin eine anregende Umgebung für die Kinder zu schaffen. „Zum Beispiel mit einem Bienenkuscheltier, einem Insektenhotel oder laminierten Wildbienenkarten zum Anschauen“, erzählt sie. Auch lassen sich Bildungsmaterialien aus den Mitmachprogrammen der Bienenretter einbinden. Durch die zusätzlichen Materialien gebe man den Kindern die Möglichkeit, die Welt der Bienen mit allen Sinnen zu erfahren. „Außerdem gelingt es viel leichter, etwas Komplexes zu begreifen, wenn man etwas dazu wirklich greifen kann“, betont sie.

Vom Münzeinwurf und Hebel betätigen, übers Kapseln ziehen und Saatgut aussäen bis hin zur Rückgabe der leeren Kapseln in die Sammelbox - Die Bienenautomaten ermöglichen Kindern Selbstwirksamkeit zu erfahren und schaffen Bewusstsein auf doppelte Weise: Durch das Einpflanzen des regionalen und saisonalen Saatguts erschaffen die kleinen Bienenretter neue Lebensräume für Bienen und Insekten. Zeitgleich kommen sie durch das eigene Pfandsystem bereits mit dem Thema Recycling und Produktkreislauf in Berührung.

Bienenautomat Sammelbox und Kinderhand
Rückgabe-Automat in Wehrheim.

Damit auch jedes Kind die Selbsterfahrung des Pfandsystems machen kann, empfiehlt es sich leere Kapseln vorzubereiten. Für Christina Gruber-Eifert war der Kita-Besuch ein richtiges AHA-Erlebnis: „Beim Blick auf das Kapselsystem meinte ein 4-jähriges Kind plötzlich, dass es sie an das Glas zurückgeben erinnere. Da wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass der Bienenautomat auch dafür Bewusstsein schaffen kann, wie man mit Ressourcen umgeht“, erzählt sie.

Mehrwegsysteme wie die Sammelbox kommen in der Lebenswirklichkeit von Kindern kaum vor. „Durch die Rückgabe der Kapseln in die Sammelbox lernen Kinder frühzeitig Mehrwegsysteme kennen und, dass nicht alles im Müll landen muss“, erklärt Bourgeois. „Aus der Forschung zur Umweltbildung wissen wir, dass das Einüben derartiger Verhaltensweisen für ein späteres umweltfreundliches Verhalten als Erwachsener prägend sein kann“, ergänzt der Bienenretter-Initiator Bourgeois.

Artikel: Elisa Kautzky