Erfolgsgeschichten

Am #Giving Tuesday wird jedes Jahr auf weltweites Engagement aufmerksam gemacht. Die globale Bewegung feiert und fördert das Geben, Spenden, Engagement und Solidarität. Neben Geldspenden gibt es viele andere Möglichkeiten, wie man sich engagieren kann. Unsere Erfolgsgeschichten erzählen von Einzelpersonen, Initiativen und Gemeinden, die sich für Bienen und Insekten einsetzen.

Blühscheibe Schild Bienenretter
Hier blüht ein kleines Paradies für Biene und Mensch.

Erfolgsgeschichten engagierten Handelns als

Bürger:in

Christinas Blühinsel

Die Hessin Christina aus Wehrheim hat sich ihr bienenfreundliches Paradies einfach vor der Haustür gezaubert.


Initiative

Die Ahrweiler Initiative "Lass es Leben" lässt das Ahrtal nach der Flutkatastrophe wieder aufblühen.


Ortsgemeinde

In der Ortsgemeinde Beindersheim hängt ein gelber Bienenautomat am Rathaus. Hier will man mehr Artenschutz vor Ort.



Schule

Christinas Blühinsel

Die Aloisius-Grundschule macht aus einem Matschstreifen auf ihrem Schulhof ein buntes Paradies für Bienen und Käfer.

Kita

Die Ahrweiler Initiative "Lass es Leben" lässt das Ahrtal nach der Flutkatastrophe wieder aufblühen.

Ortsgemeinde

In der Ortsgemeinde Beindersheim hängt ein gelber Bienenautomat am Rathaus. Hier will man mehr Artenschutz vor Ort.



Engagement vor der Haustür

Christinas Blühinsel vor der Haustür

Sehnsucht nach einem Stück Natur doch kein eigener Garten? Kein Problem! Christina Gruber-Eifert aus dem hessischen Wehrheim hat sich ihr Blütenparadies einfach vor der Haustür gezaubert. Seit rund einem Jahr hegt und pflegt die junge Mutter die rund 8 Quadratmeter große „Baumscheibe“ in ihrer Straße mit offizieller Patenschaft der Gemeinde Wehrheim.

Blühinsel Baumscheibe
Christinas Blühinsel lockt Insekten am Straßenrand an. Im Hintergrund steht ihr Bienenautomat.

„In meiner Straße gibt es eine langgezogene Blühinsel mit einem kleinen Baum, quasi direkt vor der Haustür. Als ich im November 2020 meinen Bienenfutterautomaten mit Blumensamen in der Straße aufgehängt habe, kam mir die Idee, einfach selbst ein paar Blumensamen aus dem Automaten zu nehmen und das Beet zu bepflanzen. So eine Blühinsel ist eine gute Gelegenheit, um auf die Bienen und Insekten in der Straße aufmerksam zu machen. Eine Botschaft, die man in den öffentlichen Raum trägt.

Oft wird unterschätzt, dass Wildbienen keinen großen Flugradius haben und somit in der Nähe ihres Nistplatzes bleiben. Deshalb sind Blühstellen in regelmäßigen Abständen gerade in Siedlungsgebieten so wichtig, damit die Bienen ein paar Raststationen haben, um an Nektar und Pollen zu kommen.

Auf die Möglichkeit zur Patenschaft bin ich durch das Bürgerinfoheft unserer Gemeinde gestoßen, das wir regelmäßig erhalten. Dort wurde das Konzept der Patenschaft für städtische Blühflächen vorgestellt. Da habe ich mich angesprochen gefühlt. Ich finde es wichtig, dass man einen Beitrag für Umwelt und Natur leistet. Weil wir keinen eigenen Garten haben, war das für mich ein Weg, das zu nutzen, was schon da ist.

Die Anmeldung zur Patenschaft ist recht simpel, einfach ein Formular ausfüllen, absenden und fertig. Als Dankeschön bekommt man einen symbolischen Geldbeitrag und eine Urkunde. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird und ich mich nicht alleine gelassen fühle.


Der Zeitaufwand ist wirklich gering – maximal fünf Minuten pro Tag. Je näher die Blühinsel am Zuhause liegt, desto leichter fällt es. Klar, im Sommer sollte man schon regelmäßig gießen, aber im Herbst oder Winter hält sich die Arbeit in Grenzen, mal ein paar Blätter kehren oder etwas zurückschneiden. Außerdem kann man sich ja die Arbeit auch teilen, ich habe zum Beispiel meinen Mann und meine Tochter mit einbezogen.

Auf meinem Beet wachsen die Wildblumen aus der Bienenretter-Mischung und ein paar Sonnenblumen. Gerade am Anfang fand ich es super spannend zu beobachten, was da eigentlich alles wächst und habe mich bei jeder neuen Blüte gefreut – eine tolle Achtsamkeitsübung! Viele Pflanzen wie den Roten Klee oder die Wilde Malve mit ihren herzförmigen Blüten kannte ich vorher gar nicht. Genauso spannend ist es, jetzt die Insekten zu beobachten, die in die Blüten fliegen. Das Beet zieht ganz viele unterschiedliche Lebewesen an, so viel Leben herrscht dort.

Wenn ich dann da am Boden sitze und grabe und gieße, merkt man schon, dass die Leute gucken. Mit Passanten kommt man schnell ins Gespräch – eine prima Gelegenheit, um das Projekt zu erklären. Das bunte Schild der Bienenretter mit der Aufschrift „Hier wächst ein Paradies für Bienen und Schmetterlinge“ im Beet schafft zusätzliche Aufmerksamkeit, wertet die Fläche auf und schützt vor unachtsamen Mitbürgern. Je nach Jahreszeit dekoriere ich das Beet ein bisschen, an Ostern hänge ich zum Beispiel Ostereier dran.

Christina Gruber-Eifert vor ihrer Baumscheibe
Christina Gruber-Eifert vor ihrer Blühinsel

Die Patenschaft für das Beet empfinde ich gar nicht als etwas Großes. Es ist doch schön, wenn wir alle etwas Kleines, aber Wichtiges für Umwelt und Natur leisten. Viele Beiträge zusammen mit der Initiative Bienenretter lassen so ein blühendes Band für Bienen und andere Insekten durch unsere Orte entstehen. Mit wenigen Handgriffen lassen wir gemeinsam unsere Städte aufblühen!”


Info: Wenn die eigene Stadt keine direkten Angebote macht, kann man selbst als Privatperson etwas initiieren. Gleiches gilt für Kindergärten und Schulen. Vielleicht gibt es ja eine öffentliche Fläche in deiner Umgebung, die etwas Bienenfreundlichkeit vertragen könnte. Einfach mal bei der Stadt oder der Umweltbehörde sowie Naturschutzorganisationen oder dem Umwelttelefon in deiner Gemeinde nachfragen!


Engagement als Initiative

Lasst unser Ahrtal aufblühen - Hoffnung pflanzen nach der Flutkatastrophe

Seit der Flutkatastrophe im Sommer 2021 setzt sich die Ahrweiler Initiative „Lass es Leben“ für einen bienenfreundlichen Wiederaufbau des Ahrtals ein. Denn auch Bienen und andere Insekten haben im Sommer 2021 ihr Zuhause bei der Flutkatastrophe verloren. Durch gemeinsame Pflanzaktionen mit Grundschüler:innen merken bereits die jüngsten Bewohner:innen des Ahrtals, was Selbstwirksamkeit bedeutet und wie sie ihren Ort wieder aufblühen lassen können.

Mit bienenfreundlichen Hochbeeten, Vogelnistkästen, Insektenhotels und Lehrtafeln zur Artenvielfalt will die Initiative „Lass es Leben – mit uns blüht und lebt das Ahrtal wieder“ das Ahrtal nachhaltig aufblühen lassen. Initiatorin Ragna Neumann-Franz wohnt selbst mit ihrer Familie in einer der Straßen, die besonders stark von der Flut betroffen sind. „Bis vor wenigen Wochen sah das Haus noch aus wie am ersten Tag nach der Flut. Weil die Straße so breit ist, hatten wir nicht nur Hochwasser, sondern auch lawinenartige Sturzwellen“, erinnert sie sich. Das Engagement innerhalb der Initiative gibt ihr Kraft und zeigt, dass es weiter geht. Und nicht nur ihr: In Zusammenarbeit mit Bienenretter sowie ortsansässigen Firmen wurden insgesamt 31 Schwarzwald-Hochbeete in Ahrweiler aufgestellt und insektenfreundlich bepflanzt. Die Hochbeete stehen zum Teil im öffentlichen Raum wie an der Stadtmauer, zum Teil auf Privatgrund oder an der Grundschule Bad Neuenahr.


„Viele hatten noch keine Kraft oder das Geld sich um den eigenen Garten zu kümmern, aber so ein Hochbeet, das ist überschaubar“, sagt die Biologin. Zudem wurde der Boden vielerorts durch die Bagger, die den Schlamm abgetragen haben, so verdichtet, dass man in die Erde ohne schweres Gerät kaum noch Pflanzlöcher setzen kann. „Manche haben die Gärten ausbaggern lassen und neuen Mutterboden bekommen – aber das kann sich nicht jeder leisten“, ergänzt die Biologin. Hochbeete seien deshalb eine gute Alternative.

Andere Haushalte konnten mit Unterstützung der Initiative ihre Vorgärten mit torffreier Erde und bienenfreundlichen Pflanzen bepflanzen – ein wahrer Bienenkorridor. „So schaffen wir immer wieder kleine Nektartankstellen. Das ist ja kein Hexenwerk“, sagt sie. „Außerdem haben wir einen großen Küchenkräuter-Blumenkasten nach Bienenretter-Vorbild gepflanzt, an dem sich die anderen bedienen dürfen.“

Daneben stellt Neumann-Franz Lehrtafeln über Wildbienen und Hummeln auf, aber auch Vogelnistkästen mitsamt Infos zu einheimischen Vogelarten und Eichhörnchen, von denen es vor der Flut viele im Tal gab. „Wir wollen nicht nur kurzfristig etwas Schönes schaffen, sondern etwas, das nachhaltig anregt“, so Neumann-Franz, die im Ort auch als Hummelmutti bekannt ist.


Gemeinsam mit den Kindern der örtlichen Grundschulen hat die Biologin neben den Hochbeeten im Frühjahr eine Bienenweide angelegt und Krokusknollen der Bienenretter Manufaktur in den Schulgarten gesetzt. „Stundenlang haben wir die verschlammte Fläche entmüllt und gejätet. Als die Kleinen dann noch Blumen pflanzen durften, sind die Kinder vor Freude aus allen Wolken gefallen. Das hat mich zu Tränen gerührt“, erzählt die Biologin.

Besonders überrascht war sie, dass viele Kinder im Grundschulalter noch nie eine Pflanze gepflanzt haben. „Es war ausgesprochen ergreifend zu sehen, wie sehr sich die Kinder darüber gefreut haben.“ Denn auch den Kindern täte es gut zu merken, dass sie selbst etwas verändern können und ihr Umfeld, ihre Stadt und ihr Tal wieder mitgestalten können.


Im Frühjahr 2022 wurden von der Initiative zudem drei Bienenautomaten in Betrieb genommen – einer am Marktplatz Ahrweiler, ein weiterer am Pfarrhaus in der Schützenstraße Ahrweiler und ein letzter in der Grundschule in Bad Neuenahr. Außerdem wurde eine Streuobstwiese gepflanzt und mit Nistmöglichkeiten, Lehrtafeln und 1.000 Bienenretter-Krokusknollen ausgestattet.

Jetzt im Winter kümmert sich die Initiative um die Wildvogelfütterung. „Vogelgezwitscher und Hummelbrummen ist nicht selbstverständlich, das haben wir im letzten Jahr gelernt. Deshalb kümmern wir uns neben Bienen und Hummeln auch um die Vögel im Ahrtal - damit es weiter lebendig bleibt. Denn Vogelgezwitscher im Garten zu hören oder die Hummelkönigin bei der Bestäubung beobachten zu können, das ist ein Ausdruck des Lebens“, sagt sie.

Kräuterhochbeete nach Bienenretter Vorbild


Engagement als Gemeinde

Ein kleiner Ort macht sich auf den Weg für mehr Artenvielfalt

In der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Beindersheim haben Bienen und Insekten einen Grund zur Freude: seit Oktober 2020 schmückt dort ein gelber Bienenfutterautomat das Rathaus.

 „Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger den Automaten nutzen und so jeder einen kleinen positiven Beitrag für unsere Artenvielfalt leistet“, betont Ortsbürgermeister Ken Stutzmann. Bisher werde der Automat der 3300-Einwohner-Gemeinde gut angenommen. „Gerade Kinder mit ihren Eltern kaufen regelmäßig die kleinen Kapseln. Die erste Automatenfüllung war sehr schnell weg“, berichtet der Ortsbürgermeister erfreut. Auf das Projekt sei er per Zufall gestoßen, „auf der Suche nach einer Möglichkeit Mischungen für Bienenwiesen zu kaufen“, erinnert sich Stutzmann. 

Inzwischen werden die Blumensamen-Kapseln gerne als Mitbringsel oder Gastgeschenke genutzt, so verbreitet sich die Aktion über den Ort hinaus. Dennoch sei in der Ortsgemeinde noch deutlich Luft nach oben, wenn es um das Thema Artenvielfalt geht. „Wir haben vor kurzem ein Grundstück gefunden, das wir in einen kleinen Wald umwandeln“, erzählt Stutzmann. So könnten Bürger:innen und Geschäftsleute dort einen Baum kaufen, der auf der Fläche gepflanzt wird.

Ortsbürgermeister Ken Stutzmann vor dem Bienenautomat in Beindersheim
Ortsbürgermeister Ken Stutzmann vor dem Bienenautomat in Beindersheim

„Das Ziel ist es, einen kleinen Wald anzusiedeln, in dem sich Bodenbrüter und Insekten wohlfühlen können“, so der Ortsbürgermeister.

Im zukünftigen Stochenwald pflanzen so auch Eltern aus Beindersheim gemeinsam einen Baum zu Ehren ihres Kindes. Damit soll ein altes Brauchtum, nach dem früher zu besonderen Anlässen und Jubiläen Bäume gepflanzt wurden, wiederbelebt werden. Zudem haben die Gemeinden den Kampf gegen Schottergärten angesagt.


Engagement als Schule

Aus Braun wird Bunt!

Die Aloisius-Grundschule hat ihren Schulhof aufblühen lassen. Unter dem Motto: „Aus Braun wird Bunt“ haben die Grundschüler:innen einen braunen Matschstreifen in ein Paradies für Bienen und andere Insekten verwandelt.

Schulhof erblüht dank Bienenretter Aktion
Foto: Ragna Neumann-Franz

Ein Meter breit und zwanzig Meter lang ist der bunte Blühstreifen auf dem Gelände der Aloisius-Grundschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Rechtzeitig zum Schulfest blühen die heimischen Wildblumen mit dem Saatgut der Bienenretter Manufaktur, es wimmelt nur so von Insekten. Die Grundschüler:innen der Klassen 4C und 1C stehen mit Bestimmungskarten vor der Blühwiese und beobachten die Wildbienen. „Da ist eine Steinhummel“, sagt eine Schülerin. „Da drüben eine Erdhummel“, ruft eine andere.
Unter Leitung der Klassenlehrerin Frau Thiel haben die beiden Klassen bereits im Frühjahr 2023 an der Aktion zum Weltbienentag teilgenommen. Das Highlight des Mitmachpakets: Die Blühmischung, die die Kinder gemeinsam mit der Biologin Dr. Ragna Neumann-Franz im Frühjahr eingepflanzt haben. Die Geduld hat sich ausgezahlt: Es brummt und summt wieder auf dem Schulgelände.

 


Bevor die Wildblumen gesät werden konnten, musste der Blühstreifen vom Schlamm befreit werden. Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat nämlich auch die Aloisiusgrundschule getroffen: Das Erdgeschoss und der Keller waren überflutet, der Schulhof war voller Matsch. Der Keller wird noch immer saniert. „Stundenlang haben wir mit der Spitzhacke die Erde aufgehackt“, erzählt die begleitende Biologin. Sie unterstützte die Klasse nicht nur mit Fachwissen, sondern hat auch fleißig mitangepackt: Ganze zehn Säcke torffreier Blumenerde brauchte es für den neuen Blühstreifen. „Die Schüler haben tatkräftig mit angepackt und gezeigt, dass Naturschutz nicht nur ein Modewort ist“, sagt die Biologin stolz.

Die Früchte der Aktion können die Schüler:innen nun täglich bestaunen: Aus dem braunen Matschstreifen ist ein buntes Paradies für Wildbienen und Marienkäfer geworden. Unter dem Motto: „Aus Braun wird Bunt“ machen die Kinder mit Plakaten auf ihr Engagement aufmerksam. Um weitere Schüler zum Naturschutz zu animieren, haben die Kinder bunte Schilder gestaltet und an die Holzpfähle angebracht.

Aus Braun wird Bunt Hinweistafel
Foto: Ragna Neumann-Franz