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Biene des Monats: Schenkelbienen – Die Ölsammlerinnen

Die Schenkelbienen sind von Juni bis September unterwegs, um Nahrung und Nistmöglichkeiten für ihren Nachwuchs zu finden. Hierfür sammelt diese Gattung Nektar und Pollen sowie als Besonderheit auch Pflanzenöl mit ihren Hinterschenkeln auf.

Auen-Schenkelbiene
Die Biene des Jahres 2020 - die Auen-Schenkelbiene. Foto: Dick Belgers, waarneming.nl (Nr.3781761), CC BY 3.0.

Während es weltweit über zehn verschiedene Arten von Schenkelbienen gibt, sind in Deutschland vor allem zwei Arten vertreten: Die Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes) und die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea). Letztere war 2020 sogar die Wildbiene des Jahres.


Wie unterscheiden sich Wald-Schenkelbiene und Auen-Schenkelbiene?

Die Auen-Schenkelbiene ist mit ihren 8 bis 9 Millimetern etwas kleiner als ihre Schwesterart. Der Körper ist schwarz und nur schwach behaart. Kopf und Brust sind bei den Weibchen gelbbraun, bei den Männchen gelbgrau behaart, die cremeweißen Binden am Hinterleib glänzend silbern. “Die Hinterbeine der Weibchen sind weiß behaart”, erklärt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative.

Die Wald-Schenkelbiene hat ebenfalls einen schwarzen Körper mit schwacher Behaarung: gelb-orange bis braun bei den Weibchen und gelbgrau bei den Männchen. Den Hinterleib zieren schweiße, schmale Endbinden. “Diese kurzrüsselige Wildbiene wird auch Gelbbeinige Schenkelbiene oder Braunbeinige Schenkelbiene genannt, da die Hinterbeine der Weibchen gelbbraun behaart sind”, erklärt Bourgeois. Mit 9 bis 10 Millimetern ist die Wald-Schenkelbiene minimal größer als ihre Schwesterart, sieht ihr aber dennoch sehr ähnlich.

Was beide Arten gleich haben: Das gelbe Gesicht der Männchen sowie die markanten verdickten Hinterbeine, die Namensgeber dieser Art sind.

Wo leben Schenkelbienen?

 “Die Auen-Schenkelbiene lebt vor allem in Feuchtgebieten wie Mooren und Flüssen, aber auch in Siedlungsgebieten wie Böschungen und Parks schwirrt sie umher”, so Bourgeois. Die Wald-Schenkelbiene findet man - wie es der Name sagt - vor allem an Waldlichtungen und Waldrändern, Waldauen sowie in Siedlungsgebieten in Waldnähe.

Am besten lassen sich Schenkelbienen insgesamt auf Ölblumen der Gattung Gilbweiderich - zum Beispiel das Pfennigkraut - beobachten, da sie auf diese Pflanze spezialisiert sind. Jedoch findet man sie auch auf nektarreichen Blumen, wie beispielsweise Wald-Ziest oder Brombeeren, da sie diese brauchen, um ihren eigenen Energievorrat aufzufüllen.

Gilbweiderich
Gilbweiderich

Wie nisten Schenkelbienen?

Besonders an den Schenkelbienen sind die Sammelbürsten bzw. Saugpolster an den hinteren Beinpaaren, also den „Schenkeln“. „Damit können sie Pflanzenöl absorbieren, das sie zum Nisten benötigen“, erklärt der Bienenretter.

Während des Nistens steckt diese Wildbiene bis zum Rüssel voll in Arbeit: Zuerst gräbt sich die solitär lebende Wildbiene Hohlräume, „zum Beispiel in Lehmwänden oder unter der Erde“, erzählt Bourgeois. Hierfür gräbt sie bis zu vier verschiedene Nisteingänge, an deren Ende jeweils die Brutzellen liegen. „Die Nester liegen oft bewusst ein paar Zentimeter unter der Erdoberfläche, um die Eier vor Fressfeinden zu schützen“, erklärt Bourgeois. Zusätzlich bedeckt das Weibchen die Nisteingänge zur Tarnung mit Moos oder Gras.

Anschließend geht es ans Isolieren der Brutzellen: Mit dem absorbierten Pflanzenöl des Gilbweiderichs schützt das Weibchen ihr Nest vor Feuchtigkeit und Schimmel. „Die Blumenöle haben eine wasserabweisende Funktion“, so der Bienenretter-Initiator. Außerdem dient das Öl als Larvennahrung. „Die Weibchen produzieren eine Art Futterballen für ihre Nachkommen aus Pollen, Nektar und Pflanzenöl“, ergänzt Bourgeois. Während das Weibchen das Zimmer einrichtet, legen die Männchen schon mal ihr Handtuch heraus. „Sie patrouillieren an benachbarten Blüten, um zukünftige Futterquellen zu reservieren“, erklärt Bourgeois. 

Sind Schenkelbienen gefährdet?

Noch steht die Wald-Schenkelbiene nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Gleiches gilt für die Auen-Schenkelbiene. „Dennoch ist diese Bienengattung immer seltener anzutreffen, insbesondere im Norden Deutschlands“, betont Bourgeois. Im Hinblick auf den Klimawandel und das derzeitige Artensterben könnte ihre Spezialisierung auf den Gilbweiderich sowie bestimmte Habitate somit zukünftig ein Problem für ihr Überleben darstellen.

Wie können wir den Schenkelbienen helfen?

Mit nektarreichen Wildpflanzen in unseren Gärten und Balkonen können wir dieser und anderen Wildbienen helfen, ausreichend Nahrung zu finden. „Außerdem können wir die Schenkelbienen durch das Pflanzen von Ölpflanzen wie dem Gilbweiderich der Gattung Lysimachia unterstützen“, ergänzt der Bienenretter.

Fazit: Woran erkennst du eine Schenkelbiene?

  • Schwarzer Körper, gelbbraune oder gelbgraue schwache Behaarung
  • Verdickte Hinterbeine mit Saugpolstern
  • 8-10 Millimeter groß
  • Auf Ölblumen der Gattung Gilbweiderich unterwegs

 Text: Elisa Kautzky


Zur Biene des Monats: einmal im Monat stellen wir eine (Wild)-Bienenart vor. Vielleicht ist dir sogar mal so eine begegnet?