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Weltbienentag mit Kindern - Interview mit Pädagogin und Bildungsreferentin Christina Gruber-Eifert

Heute ist Weltbienentag. Weltweit finden an diesem Tag Aktionen statt, um Aufmerksamkeit für diese wichtigen Tierchen zu schaffen. Christina Gruber-Eifert erklärt, wie auch Kitas und Grundschulen diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Kinder machen können.

gebastelte Bienen

Warum eignet sich gerade der Weltbienentag, um Kindern das Thema nachhaltige Entwicklung näherzubringen?

Im Bereich der BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) ist die Biene natürlich immer aktuell. Doch gerade ein Jahrestag wie der Weltbienentag ist ein schönes Beispiel, um den Nachwuchs an dieses wichtige Thema heranzuführen. Wenn man Kindern etwas weitergeben will, muss man das Wissen auch auf eine kindgerechte Ebene bringen. Nur wenn sich die Kinder damit identifizieren können, wird ein komplexes Thema greifbar. So wird die Biene, insbesondere am Weltbienentag zur Botschafterin für nachhaltige Entwicklung. 

Was kann man in der Kita und Grundschule tun?

Für den Weltbienentag bietet es sich an, ein kleines Projekt zu starten, das auf den Weltbienentag hinarbeitet. Zunächst kann man die Kinder im Morgenkreis einladen und ankündigen: „In einem Monat oder einer Woche ist Weltbienentag, deshalb wollen wir uns damit auseinandersetzen.“ So können sich die pädagogischen Fachkräfte gemeinsam mit den Kindern auf die Reise machen. Ergänzend kann man mit einem Countdown-Kalender arbeiten, bei dem jeder Tag bis zum Weltbienentag durchgestrichen wird, da das Zeitgefühl bei Kita-Kindern noch nicht so stark ausgeprägt ist. Mithilfe eines Kalenders gelingt das räumlich und visuell – wie bei einem Adventskalender. So ein Kalender lässt sich auch mit schönen Aktionen kombinieren, wie beispielsweise täglichen Überraschungsumschlägen. Die Kinder dürfen diese dann gemeinsam öffnen und entdecken, was sich darin befindet - zum Beispiel ein Buch, eine Bastelidee oder ein Spiel zum Thema Bienen. 

Wie plant man das Projekt?

Wir Menschen brauchen diese persönliche Verbindung und Freude zu einem Thema, um etwas zu lernen. Das kennen wir Erwachsenen ja selbst aus der Schule: Vor allem die Dinge sind uns nachhaltig in Erinnerung geblieben, mit denen eine eigene Erfahrung oder Gefühl verknüpfen. Indem man die Kinder nach ihrer Meinung und Interessen fragt, drückt man ihnen gegenüber auch eine Wertschätzung aus. Nur so können wir auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. 

Wie können Kitas & Grundschulen den Weltbienentag mit Leben füllen?

Je nach Altersgruppe können die Kinder etwas zum Thema Bienen malen und eine kleine Ausstellung für die Familie vorbereiten. Oder ein gemeinsames Heft anlegen, bei dem jedes Kind mit der Familie eine eigene Seite gestaltet. Zudem bietet das Ökologie- und Bildungsprojekt Bienenretter eigene Mitmachbroschüren an. Am effektivsten ist es, das Thema Biene und Nachhaltigkeit mit allen Sinnen zu begreifen. Denn nur Kinder, die sich mit ihrer Umgebung verbunden fühlen, fühlen sich auch verantwortlich für sie. Hierfür bietet sich ergänzend ein Ausflug in die Natur oder zu einem Bienenfutterautomaten an. Diese ehemaligen Kaugummiautomaten enthalten kleine Kapseln mit Samen, die gemeinsam mit der Kindergartengruppe oder mit den Eltern eingepflanzt werden können.

Und in der Stadt?

Auch in der Stadt gibt es genügend Möglichkeiten in Parks und Gärten, die Natur zu beobachten. Man muss sich nur die Zeit dafür nehmen. Zudem geht es den Bienen in der Stadt oft besser als auf dem Land, da dort zum Beispiel weniger Pestizide eingesetzt werden. 

Welche Vorkenntnisse brauchen pädagogische Fachkräfte für ein Projekt zum Weltbienentag?

Das Wichtigste ist immer, dass man ein ehrliches Interesse und Freude am Lernen hat. Wir sollten nicht von uns erwarten, alles zu wissen. Eine gute Basis ist bereits die Unterscheidung zwischen Honigbienen und Wildbienen. Auch das Wissen über Blumen - was braucht eine Blume zum Wachsen - können pädagogische Fachkräfte weitergeben sowie das ökologische Kreislaufsystem, in das die Bienen eingebettet ist. Aber wir sollten uns auch trauen zuzugeben, wenn wir etwas nicht wissen. So ist man ein gutes Vorbild für die Kinder, dass jeder etwas über Dinge lernen kann, die ihn oder sie interessieren.

Wie können sich Familien am Weltbienentag beteiligen? Und was bietet sich für welche Altersgruppe an?

Generell kann man als Erwachsene:r den Kindern vorleben, die Natur wertzuschätzen – und das nicht nur am Weltbienentag. Achtsamkeit für die Natur ist die erste Vorstufe für BNE, indem man Kindern die Erfahrungsmöglichkeit gibt, die Natur mit allen Sinnen zu erleben: Wie riecht der Frühling? Wie verändert sich die Natur in den Jahreszeiten? Das geht auch schon mit Kindern unter 3 Jahren. Ab dem Kita-Alter können pädagogische Fachkräfte den Familien eine Aufgabe mitgeben, beispielsweise Samen gemeinsam einpflanzen. Da die Wildbiene einen kleinen Flugradius hat, bewegt man schon etwas, in dem man ein kleines blühendes Töpfchen aufs Fensterbrett stellt. 

Ab dem Kindergartenalter kann man zusätzlich ein paar Fragen mitgeben: Welche Bienen könnt ihr beobachten? Wo leben die? Wie sehen sie aus? Auf welchen Blumen habt ihr sie entdeckt? Solche Fragen lassen Raum für Erkenntnisse und helfen den Kindern dabei, eine Lösungskompetenz zu entwickeln. Kinder, die noch nicht schreiben können, dürfen ihre Eltern dazu beauftragen, ihre Beobachtungen zu notieren. So werden die Kleinen angeregt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. 

Und nach dem Weltbienentag?

Zur Nachbereitung können sich die Kinder gemeinsam darüber auszutauschen, was sie beobachtet haben. Das Schöne daran: Jedes Kind wird etwas anderes erzählen – da steckt dann auch wieder die Fähigkeit drin, anderen zuzuhören und wertzuschätzen und selbst zu bemerken, dass das, was ich zu sagen habe, auch für andere wichtig ist. So bekommt das Projekt eine ganzheitliche Perspektive. 

Interview aufgezeichnet von: Elisa Kautzky