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Biene des Monats: Die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) – Der Newcomer unter den Wildbienen

Diese Seidenbiene war lange unbekannt – erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wird die Efeu-Seidenbiene wissenschaftlich als eigenständige Wildbienenart erfasst. Sie nistet in Steilwänden und Sandhügeln und fliegt vor allem Efeublüten an.

Efeu-Seidenbiene am Efeu
Weibliche Efeu-Seidenbiene am Efeu

Optisch ähnelt diese Wildbiene einer Honigbiene: Ein dichter, gelbbraun bis fuchsrot behaarter Oberkörper mit hellen gelbbraunen Querbinden am schwarzen Hinterleib. Die Weibchen werden etwa 13 Millimeter groß und damit etwas größer als die Honigbiene, die Männchen etwa 10 Millimeter groß und somit kleiner als die Honigbiene.

Ein Blick auf die Hinterbeine hilft beim Auseinanderhalten: Die Efeu-Seidenbiene sammelt Pollen per länglicher Haarbürsten, die Honigbiene bildet ein klumpenähnliches Pollenhöschen.


 „Beide Bienen sehen sich fast zum Verwechseln ähnlich. Da die Flugzeit der Honigbienen oft früher endet – ist die Wahrscheinlichkeit höher im Herbst die Seidenbiene an Efeu anzutreffen. In Nord- und Ostdeutschland sowie in den höheren Lagen ist sie eher selten anzutreffen“, sagt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative.

Wie ernährt sich die Efeu-Seidenbiene?

Das Pollensammelverhalten der Efeu-Seidenbiene ist teilweise oligolektisch, das bedeutet, dass diese Wildbiene vor allem Efeublüten anfliegt. Da die Blütezeit des Efeus mit September bis November recht spät ist, hat sich die Efeu-Seidenbiene zeitlich angepasst. 

Damit ist sie eine der wenigen Bienen, die zu so später Jahreszeit noch unterwegs sind. Bei der Pollenernte greift die Efeu-Seidenbiene auf die Haarbürsten ihrer Hinterbeine zurück. Diese helfen beim Sammeln und Transportieren des Pollens.

Wie nistet die Efeu-Seidenbiene?

Die Efeu-Seidenbiene zählt zur Gattung der Seidenbienen und gräbt sich zum Nisten eigene Hohlräume. Die Brutzellen kleidet sie mit einer selbst gemischten seidigen Masse aus Pollen und Nektar aus, was den Larven später als Futter dient.

Als Nistplatz eignen sich unbewachsene und wurzellose, sandige Flächen mit kleinen Hügeln, wie es bei Sandkästen und Hängen der Fall ist, aber auch Steilwände oder Lößwände. Wie die Zaunrüben-Sandbiene nistet auch die Efeu-Sandbiene gerne in Gesellschaft, also in kleinen unterirdischen Kolonien. Dennoch wird jedes Nest nur von einem Weibchen gebaut und versorgt.

Wo kann man Efeu-Seidenbienen beobachten?

Die Efeu-Seidenbiene lässt sich gut bei der Bestäubung am blühenden Efeu im Herbst beobachten, aber auch beim Hinein- oder Herauskrabbeln aus den kleinen Nistlöchern im Sandboden zur Brutzeit, wie beispielsweise in Sandkästen auf Spielplätzen oder Kindergärten.

Die Efeu-Seidenbiene gilt jedoch als besonders friedfertig, weshalb dort keine Gefahr für die Kinder besteht. „Nur die Weibchen haben einen Stachel und auch den nutzen sie nur in höchster Gefahr“, sagt Bourgeois. Durch einen Stich würden die Weibchen eher sich selbst und somit das Überleben ihrer Nachkommen gefährden.

Ist die Efeu-Seidenbiene gefährdet?

Ursprünglich aus dem mediterranen Raum kommend, ist die Efeu-Seidenbiene mittlerweile in Deutschland weit verbreitet und gilt als ungefährdet. Gerade im Süden und Westen, wo ausreichend Efeu wächst, kommt diese Art häufig vor, insbesondere in der Oberrheinebene, am Mittelrhein sowie im Moseltal.

Im Vergleich zu anderen Wildbienenarten wurde die Existenz der Efeu-Seidenbiene erst spät entdeckt. „Das mag vor allem an der späten Flugzeit von August bis Ende Oktober liegen und dass sie leicht mit anderen Arten verwechselt werden kann“, sagt Bourgeois. Wissenschaftlich erfasst und als eigene Art beschrieben wird sie erst seit Ende des 20. Jahrhunderts, wie beispielsweise 1993 von Schmidt und Westrich.

Wie kann man die Efeu-Sandbiene schützen?

Um der Efeu-Sandbiene in ihrer Flugzeit so viel Pollen und Nektar wie möglich zu lassen, sollte der Efeu in öffentlichen Parks und Anlagen sowie im privaten Garten erst nach der Blüte Ende Oktober geschnitten werden. Alte Efeupflanzen sind hierbei besonders schützenswert.

Wurde eine Brutkolonie im eigenen Garten oder beispielsweise in öffentlichen Sandkästen entdeckt, sollte man besonders achtsam sein. „Den Bereich am besten während der Brutzeit vom Spätsommer bis Mitte Oktober absperren, damit man sie nicht übersieht und die Nester unversehrt bleiben“, empfiehlt Bourgeois. Zudem sei dies eine gute Chance für kleine und große Bienenfreunde, die Welt dieser Insekten aus nächster Nähe kennenzulernen. „In Kindergärten kann man dies zum Beispiel pädagogisch begleiten, indem man die Kinder die Nester beobachten lässt”, sagt Bourgeois.

Fazit: Woran erkennst du eine Efeu-Seidenbiene?

  • Gelbbraun bis fuchsroter Pelz, helle gelbbraune Querbinden am Hinterleib
  • Längliche Haarbürsten voll mit Pollen
  • Nistet unterirdisch in sandigen Flächen
  • Weibchen 13 Millimeter, Männchen 10 Millimeter groß
  • An Efeublüten

 Text: Elisa Kautzky


Zur Biene des Monats: einmal im Monat stellen wir eine (Wild)-Bienenart vor. Vielleicht ist dir sogar mal so eine begegnet?