Die Frühjahrs-Seidenbiene wurde vom Wildbienen-Kataster zur Wildbiene des Jahres 2023 ernannt. Ab März kannst du sie gut auf Weidengewächsen beobachten.
Die Frühjahrs-Seidenbiene (collectes cunicularius) ist eine der ersten Wildbienen, die zu Beginn des Jahres unterwegs sind. Von März bis Mai begibt sie sich auf Nahrungs- und Nistplatzsuche. „Daher kommt auch ihr Name“, erklärt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Durch ihre frühe Flugzeit unterscheidet sie sich stark von anderen Seidenbienen, die sich oft erst im Hochsommer auf den Weg machen. In Deutschland gibt es insgesamt 14 Arten von Seidenbienen.
Galt die solitär lebende Biene in den letzten Jahrzehnten noch als weit verbreitet, ist sie in Mitteleuropa bereits gefährdet, in Sachsen steht sie sogar unter der Kategorie 3 auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Dazu zählen “Arten, die merklich zurückgegangen oder durch laufende bzw. absehbare menschliche Einwirkungen bedroht sind”, so die Herausgeber:innen der Roten Liste Sachsen.
Um auf die zunehmende Gefährdung dieser Art aufmerksam zu machen, wurde die Frühjahrs-Seidenbiene zur Wildbiene des Jahres 2023 ernannt. „Die Ernennung zur Wildbiene des Jahres gibt es bereits seit zehn Jahren“, betont Bourgeois. Sie wird jedes Jahr von einem speziellen Kuratorium des Wildbienen-Katasters (WBK) ausgewählt.
Wie sieht die Frühjahrs-Seidenbiene aus?
Die Frühjahrs-Seidenbiene ist die größte der in Deutschland vorkommenden Seidenbienen. Die Weibchen werden bis zu 15 Millimeter groß, die Männchen sind etwas kleiner. Optisch ähnelt die Art ein bisschen der Honigbiene. Ihr schwarzer Körper ist übersät mit einem dichten, rotbraunen Pelz mit hellen Querbinden. An ihren Beinen besitzt sie eine Haarbürste, mit der sie den Pollen einsammelt und bis zum Nest transportiert.
Wo lebt die Frühjahrs-Seidenbiene?
In Europa ist die Frühjahrs-Seidenbiene weit verbreitet. Man findet sie in Sandgebieten, Kiesgruben oder Böschungen mit wenig Vegetation sowie in der Nähe von Flüssen oder der Küste. Aber auch im Siedlungsraum zwischen Pflastersteinen oder auf mageren Wiesen fühlt sich diese Wildbiene wohl. Als sogenannte Pionier-Art ist die Frühjahrs-Seidenbiene laut WBK in der Lage, auch „neu entstehende Lebensräume zu besiedeln“.
Wie nistet die Frühjahrs-Seidenbiene?
Die Weibchen der Frühjahrs-Seidenbiene bauen ihre Nester unterirdisch, bevorzugt in sandigem Boden. Als Beispiele für Nistplätze nennt der WBK Hochwasserdämme, magere Wiesen oder Sandkästen auf Spielplätzen. Die Nestgänge können eine Tiefe von bis zu 50 Zentimeter erreichen. Zum Teil entstehen so große Kolonien mit Nestern von mehreren hundert Weibchen.
"Trotz der großen Anzahl an benachbarten Nestern handelt es sich bei dieser Art um eine solitäre Wildbiene, die sich nur um ihre eigenen Nachkommen kümmert“, erklärt Bourgeois. Wie andere Seidenbienenarten kleidet auch die Frühjahrs-Seidenbiene ihre Brutzellen mit einer seidenartigen Masse aus, um sie beispielsweise vor Wasser zu schützen. Für die Larven hinterlässt das Weibchen Nektar und Pollen, damit sie sich davon ernähren können.
Nach dem Schlüpfen verbringen die Nachkommen oft monatelang in den unterirdischen Nestern, bis sie im Frühjahr ans Tageslicht kommen. „Dadurch kann man die Nester jedoch leicht übersehen“, warnt Bourgeois. Die Folge: Bei Umgrabungen, Versiegelungen von Flächen und Bauarbeiten können so riesige Nistkolonien zerstört werden.
Wie kann ich diese Wildbiene des Jahres unterstützen?
Indem du das Nahrungs- und Nistplatzangebot für Wildbienen verbesserst, kannst du auch der Frühjahrs-Seidenbiene helfen. Da sie Weidengewächse bevorzugt, bietet es sich an, diese vermehrt zu pflanzen. Dennoch sei diese Biene nicht zu hundert Prozent auf Weidengewächse spezialisiert, wie man es noch vor 20 Jahren annahm: „Heute weiß man, dass ihr Blütenbesuch wesentlich flexibler ist und sie nicht ausschließlich vom Angebot an Weidenpollen abhängt“, betonen die Expert:innen des Wildbienen-Katasters in ihrer Pressemitteilung zur Wildbiene des Jahres.
Somit fliegen die Frühjahrs-Seidenbienen auch Blüten von Obstbäumen, Ahorn oder Eichen an – vielleicht ist in deinem Garten ja noch Platz für so ein Bäumchen? Falls dir unterirdische Nester in deinem Ort auffallen, zum Beispiel in Sandkästen am Spielplatz, solltest du die Stelle markieren und an die örtliche Naturschutzorganisation melden.
Fazit: Woran erkennst du eine Frühjahrs-Seidenbiene?
- bis zu 15 Millimeter groß
- schwarzer Körper mit dichtem, rot-braunem Pelz
- ähnelt der Honigbiene
- im Frühjahr unterwegs, früher als andere Seidenbienen
Text: Elisa Kautzky
Zur Biene des Monats: einmal im Monat stellen wir eine (Wild)-Bienenart vor. Vielleicht ist dir sogar mal so eine begegnet?