Monat August: Honigernte und ihre Bedeutung

Von der Blüte ins Glas: Wir geben einen Einblick in den Prozess der Honigernte. Welche Rolle spielt der Imker? Und schadet unsere Honigernte den Bienen?

Wenn im Frühling die ersten Bienen auf Löwenzahn und Lavendel landen, beginnt für die Honigbiene die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Mit ihrem Rüssel sammeln die Tiere Nektar, speichern ihn in ihrer Honigblase und fliegen zurück in den Bienenstock.

Dort angekommen, wird der Nektar von Biene zu Biene weitergegeben, mit Enzymen angereichert und zu Honig verarbeitet – ein komplexer Prozess, der allein durch das Zusammenspiel tausender Tiere funktioniert. Der reife Honig wird schließlich in die Waben zurückgepumpt und mit einer Wachsschicht verschlossen. Über 180 Inhaltsstoffe machen Honig zu einem wertvollen Naturprodukt. Die Honigernte erfolgt in der Regel im Hochsommer.

Imker
Foto: Pixabay

Die Imker:innen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie kümmern sich ganzjährig um die Bienenvölker, sorgen im Idealfall für gute Lebensbedingungen und ernten im Sommer die vollen Waben. Mit Spezialwerkzeug werden die Waben entdeckelt, dann geschleudert, dadurch läuft der Honig aus den Waben. Schließlich wird der Honig gesiebt und in Gläser abgefüllt. Doch nur etwa zwei Prozent der Imker:innen in Deutschland können von ihrer Arbeit leben.

80 Prozent des Honigs in Deutschland importiert

Mehr als 80 Prozent des konsumierten Honigs bei uns in Deutschland wird importiert – meist aus Süd- und Mittelamerika. Dort sind mehrere Ernten pro Jahr möglich, weshalb Importhonig deutlich günstiger ist. Doch: Bestäubungsleistung lässt sich nicht importieren. Wer regionalen oder fair gehandelten Honig kauft, unterstützt nicht nur nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch die Artenvielfalt vor Ort.

Honigglas
Foto: Pixabay

Aber: Nicht jede Form der Imkerei ist bienenfreundlich. In manchen Betrieben werden der Königin die Flügel gestutzt, damit sie den Stock nicht verlässt. Dieses Verfahren wird in Deutschland im Allgemeinen nicht mehr angewendet und ist laut EU-Bio-Verordnung sogar verboten. Verbraucher aufgepasst: die Bio-Verordnung regelt die Haltungsweise der Bienen und nicht das Endprodukt Honig. Viele kleine Imkereien halten ihre Bienen Bio-Verordnung-konform scheuen aber den großen Kosten- und Bürokratieaufwand für eine Zertifizierung.  

Auch wird den Bienen teils zu viel Honig entnommen und übermäßig durch Zuckerwasser ersetzt, das zwar Energie liefert, aber keine wertvollen Enzyme und Mikronährstoffe enthält. Diese Eingriffe können das Immunsystem der Bienen schwächen, das kommt vor egal ob konventionell oder bio. 

Besorgniserregend ist zudem die aktuelle Entwicklung: Im Winter 2024/2025 überlebte jedes vierte Honigbienenvolk nicht. Die Tendenz der mehrjährigen Verlustquoten ist steigend. Ursachen sind vielfältig: Parasiten wie die Varroa-Milbe, invasive Arten wie die Asiatische Hornisse, klimabedingte Wetterextreme, aber auch ein langfristiger Rückgang der Blühvielfalt und Nahrungspflanzen.


Dein Bienenretter-Erfolgsplan für diesen Monat

Wer Honig konsumiert, sollte sich daher fragen: Unter welchen Bedingungen wurde er erzeugt – und wer profitiert davon? Bewusster Konsum und Transparenz in der Imkerei sind wichtige Schritte hin zu echtem Bienenschutz. Die Unterstützung von Kleinstimker:innen ist wünschenswert, da hierdurch eine flächendeckend für Bestäubung gesorgt wird und somit tatsächlich ein Schutz der Artenvielfalt stattfindet. Größere Betriebe müssen sich ertragreiche Plätze mit Massentrachten suchen, Bestäubung in der Fläche bleibt dann meist auf der Strecke.

Selbst imkern?

Wenn du ganz sicher sein willst, dass dein Honig verantwortungsvoll geimkert wurde, müsstest du theoretisch selbst zur Imker:in werden. Doch Vorsicht: Zu viele Imker:innen an einem Ort können dem ökologischen Gleichgewicht schaden. Honigbienen leben in großen Völkern und haben einen hohen Bedarf an Nektar und Pollen. In Regionen mit begrenztem Blütenangebot kann das zu Nahrungskonkurrenz mit heimischen Wildbienen führen. Diese sind oft auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert und haben einen kleineren Flugradius – sie ziehen daher im Wettbewerb um Futter häufig den Kürzeren. Hinzu kommt: Honigbienen können Krankheiten auf Wildbienen übertragen und so deren Population zusätzlich gefährden. Also lieber bewusst einkaufen. Hohe Verantwortung, zeitlich gebunden, wie jeder Tierhalter trägst du eine große Verantwortung für ein Lebewesen.

Regionalen Bio-Honig kaufen

Idealerweise direkt bei Imker:innen vor Ort, auf dem Wochenmarkt oder in deiner Nachbarschaft. Damit unterstützt du nicht nur die Bestäubung in deiner Umgebung, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und kurze Transportwege. Stelle gerne kritische Fragen, wenn du dir sicher sein willst, dass die Bienen dort gut behandelt werden. 

Im Supermarkt aufs Etikett achten

Fair-gehandelter Honig aus dem globalen Süden ist eine gute Wahl, wenn er auch noch Bio-zertifiziert ist – besonders dann, wenn regionaler Honig gerade nicht verfügbar oder dir zu teuer ist. Nur Honig aus Deutschland muss auch so heißen. Obacht bei Namen wie Wabenhonig oder Imkerhonig, das sind reine Phantasienamen und haben nichts mit Qualitäten zu tun. Die meisten Honige sind Mischungen aus oft unbekannter Herkunft, diese tragen die Bezeichnung "Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern". Durch das Mischen von Honig aus verschiedenen Ländern können Farbe, Geschmack und Konsistenz des Honigs beeinflusst werden. Mit dem Honig vom Imker:in um die Ecke hat der Geschmack nicht mehr viel gemein.

Honiggläser immer gründlich ausspülen

Bevor sie in den Altglascontainer wandern oder zurück zur Imkerei gehen, immer Honiggläser ausspülen! So wird die Verbreitung gefährlicher Bienenkrankheiten wie der Amerikanischen Faulbrut verhindert. Diese töten Larven und können ganze Völker vernichten. Ein kurzer Spülgang schützt viele Bienengenerationen.

Blühflächen schaffen

Ohne Blühpflanzen kein Nektar, ohne Nektar kein Honig. So einfach ist das. Schau dich gerne bei der Bienenretter Manufaktur nach bienenfreundlichem Saatgut um.

Mit den Bienenrettern durch’s Jahr: Jeden Monat stellen wir euch Handlungsempfehlungen vor, mit denen ihr Bienen und anderen Insekten etwas Gutes tun könnt. So kommst du möglichst bienenfreundlich durch das Jahr.