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Sozialtherapeutische Werkstätten unterstützen Bienenretter Manufaktur bei der Kapselabfüllung

Damit wir unsere Orte zum Blühen bringen können, braucht es nicht nur Bienenfreunde, die das Saatgut der Bienenfutterautomaten nutzen - auch fleißige Menschen, die die Kapseln mühevoll von Hand befüllen, leisten einen wichtigen Beitrag gegen das Insektensterben. Aufgrund der großen Nachfrage der Saatgutkapseln hat die Bienenretter Manufaktur nun eine Kooperation mit den "Werkstätten Gottessegen" gestartet. Die sozialtherapeutischen Werkstätten fördern Menschen mit Behinderung und legen großen Wert auf die Arbeit mit Naturstoffen.

Das Netzwerk der Bienenfutterautomaten wird immer größer: An rund 100 Standorten können Bienenfreunde aus den ehemaligen Kaugummiautomaten eine Saatgutkapsel 'to go' ziehen und so die Nahrungsvielfalt für Insekten vergrößern. Doch woher kommen die Mehrweg-Saatgutkapseln eigentlich? "Das Befüllen ist viel Handarbeit. Bisher haben die Mitarbeiter*innen der Frankfurter Bienenretter Manufaktur die Kapseln mit Saatgut befüllt", erläutert Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter.

Aufgrund der großen Nachfrage sind die Bienenretter Manufaktur im Winter 2020/21 eine Kooperation mit den "Werkstätten Gottessegen" eingegangen. "Die Werkstätten haben jüngst die Konfektionierung und den Versand der Saatgutkapseln übernommen. Nun haben wir wieder Kapazität, um uns auf unsere Kernaufgaben zu konzentrieren", erklärt Bourgeois.

Mehrweg-Kapsel wird befüllt

Werkstätten Gottessegen Bochum
Werkstätte Bochum

Die sozialtherapeutischen Werkstätten fördern seit 1973 Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung. Mittlerweile arbeiten in den Werkstätten in Dortmund und Bochum mehr als 650 Menschen mit Unterstützungsbedarf. Verteilt auf vier Standorte bieten die Werkstätten individuell Förderungsangebote, um die Menschen mit Unterstützungsbedarf auf eine spätere berufliche Arbeit vorzubereiten. "Die Werkstätten arbeiten auf der Basis der anthroposophischen Sozialtherapie, bei der Arbeitsinhalte, Arbeitsgeschwindigkeit und die Produktionsmenge an die Möglichkeiten der Menschen bestens angepasst werden", erklärt Anke Gerwing, Verantwortliche für Vertrieb, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der Werkstätten Gottessegen. Hierfür eigne sich insbesondere die Herstellung von Eigenprodukten unter Verwendung von Naturmaterialien. "Holz, Schafwolle, Bienenwachs und Lebensmittel in Bio-Qualität sind die Grundlagen der Produkte, die hier produziert werden", betont Gerwing.


Neben der Produktion von Holzmöbeln, Spielzeug oder Kaffee betreiben die Werkstätten einen Bio-Gemüsehof und eine Mosterei. "Außerdem haben wir eigene Bienenvölker. Da liegt es nahe, dass die Werkstätten auch die Bienenretter unterstützen", sagt Gerwing. Sowohl die Mosterei als auch die Gärtnerei kooperieren mit örtlichen Imkern und sind auf die Bestäubungsleistung der Bienen angewiesen. "Speziell für die Mosterei ist dies sehr wichtig, weil wir mittlerweile über eine - wenn auch kleine - Demeter-Apfelplantage verfügen", erklärt Gerwing stolz. Für die Herstellung der Fruchtaufstriche werden die Beeren selbst angebaut. "Der Honig wird für den eigenen Verzehr und die Vermarktung verwendet", so Gerwing.

Damit es auch abseits von Obstplantagen und Gärtnereien genug Nahrungsquellen für die Bestäuber gibt, verkapseln die Mitarbeiter*innen der Werkstätten nun Blühmischungen für die Bienenfutterautomaten. "So können wir auch unsere grauen Orte aufblühen lassen", sagt Bourgeois. Die Werkstätten verkapseln die Mischungen "Lass deine Stadt aufblühen" und "Bienenfreundin" jeweils für die Regionen Nord-West, Nord-Ost, Süd und Südwest. "Wir freuen uns sehr über diese Partnerschaft! Bisher wurden 64.000 Kapseln in Auftrag gegeben. Gerne wollen wir aber auch darüber hinaus mit den Werkstätten zusammenarbeiten, insbesondere bei der weiten Regionalisierung der Blühmischungen", betont Bourgeois. 

 

Text: Elisa Kautzky