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Pflanze des Monats: Die Zaun-Wicke – Eine insektenfreundliche Kletterpflanze

Während wir Menschen die Zaun-Wicke gerne mal als Unkraut verfluchen, schätzen Bienen, Hummeln und Ameisen ihren Pollen- und Nektarreichtum. So wie die Mai-Langhornbiene, die auf Schmetterlingsblütler spezialisiert ist.

Zaun-Wicke
Die Zaun-Wicke. Foto: Von Ivar Leidus, CC BY-SA 3.0

Diese Wickenart hat ständig Besuch von Insekten – ob Ameisen und Hummeln, die sich am Nektar erfreuen oder Pollenspezialisten wie die Mai-Langhornbiene. „Die Zaun-Wicke ist eine besonders eiweißreiche Pflanze und somit eine Futterpflanze für viele Insekten“, betont Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Die Zaun-Wicke (Vicia sepium) ist eine von über 160 Wickenarten und zählt zu den Schmetterlingsblütlern.


Woran erkennt man die Zaun-Wicke?

Die krautige Pflanze wächst aufsteigend und schlängelt sich gerne mal an anderen Pflanzen oder Zäunen entlang – daher auch der Name. „Je nachdem, wie hoch die benachbarten Gräser sind, an denen sich die Zaun-Wicke hochwinden kann, wird sie zwischen 30 und 80 Zentimeter groß“, sagt Bourgeois. Die Laubblätter sind weich behaart und paarig gefiedert, besitzen also zu beiden Seiten kleine Fiederblättchen. „Statt eines typischen Endblattes haben die Laubblätter am Ende Haltegriffel, die ihr beim Klimmen und Klettern helfen“, erklärt Bourgeois.

Die Zaun-Wicke blüht von Mai bis Juni. Die Blütenstände der Pflanze sind sehr kurz und leicht eingerollt, die Kronblätter mal hellviolett, mal bläulich-weiß, mal rötlich. „Die Farbe der Blüten allein ist kein Bestimmungsmerkmal für diese Wickenart, da sie sehr stark variiert”, betont Bourgeois. Dafür die gehäufte Anzahl von zwei bis vier Blüten pro Blütenstand.

Ameisen profitieren von den sogenannten Nektarien, die sich außerhalb der Blüten befinden, also extrafloral sind. „Im Gegenzug schützen die Ameisen die Zaun-Wicke vor Fressfeinden“, erklärt Bourgeois.

Aufgrund des festen Schließmechanismus der dicken Blüten nennt man sie auch Kraftblume. Will das Insekt hinein, braucht es nämlich Kraft. Und die haben oft nur größere Insekten wie Hummeln, die den Kelch und die Krone aufbeißen können. „Die sogenannten Nektarräuber, die stehlen in der Regel den Nektar, ohne die Blüte zu bestäuben“, so Bourgeois. Von den aufgebissenen Nektar-Löchern profitieren dann auch andere Bienen, deren kurze Rüssel sonst nicht an Nektar heranreichen.


Wo wächst die Zaun-Wicke?

In der freien Natur wächst die Zaun-Wicke auf Fettwiesen, an Wegrändern, Lichtungen oder in Mischwäldern, aber auch im Siedlungsraum. „Hauptsache der Boden ist nicht zu trocken und ausreichend nährstoff- beziehungsweise stickstoffreich“, so Bourgeois.

Noch ist die Zaun-Wicke in Deutschland nicht gefährdet. “Leider müssen artenreiche Feuchtwiesen aber immer öfter monotonen Landwirtschaftsflächen weichen. Dadurch werden viele heimische Insektenarten verdrängt”, sagt Bourgeois. Indem wir die Zaun-Wicke im eigenen Garten oder Balkon pflanzen, können wir die Nahrungsvielfalt für Wildbienen und andere Bestäuber erhöhen - insbesondere für Pollenspezialisten, die von Schmetterlingsblütlern abhängig sind, wie die Mai-Langhornbiene.

Text: Elisa Kautzky

 


Zur Pflanze des Monats: Jeden Monat stellen wir euch eine Pflanze vor, die typisch für die Zeit ist und von der ihr vielleicht gar nicht wusstet, wie viel sie - gerade Insekten - zu bieten hat.