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Wespennest im Rollladenkasten: Was tun?

Viele Hautflügler finden neue Lebensbedingungen in Siedlungsgebieten, da ihre natürlichen Lebensräume zunehmend zerstört werden. Sie bauen ihre Nester immer häufiger zum Beispiel in Vogelkästen, Rollladenkästen, Dachböden oder Schuppen, dann kommen sie Menschen sehr nahe. Wespen und Wildbienen nehmen wichtige Aufgaben in unseren unserer Ökosysteme war.

 

Als Teil der Insektenordnung der Hautflügler (Hymenoptera) haben sie häutige, durchscheinende Flügel. Die meisten von ihnen leben als Einzelgängerinnen und sind ungefährlich, da sie keinen Staat verteidigen müssen. Andere wie Erdbienen oder Hummeln bilden zwar Staaten, jedoch in der Erde oder in alten Baumstämmen. Neben Honigbienen sind Wildbienen wichtige Bestäuber von Pflanzen in der Natur. Wespen sind dafür bekannt, dass sie Pflanzen bestäuben, die von anderen Insekten nicht besucht werden. Über diese positive Eigenschaft hinaus vertilgen Wespen außerdem eine Menge Schädlinge im Garten. Wildbienen hingegen sind besonders wichtig für die Bestäubung von Obstbäumen und anderen Nutzpflanzen, da sie effektiver als Honigbienen sind und eine qualitativ bessere Bestäubungsrate aufweisen.

 

Wespennest
Foto: David Hablützel

Wespennester und Wildbienen-Nester

Einige Wespenarten, vor allem die "Deutsche Wespe" und die "Gemeine Wespe", aber auch Hornissen, bauen papierartige Nester, die im Verlauf des Sommers bis zum Herbst imposante Formen und Größen erreichen können. Durch intensive Land- und Forstwirtschaft, sowie durch wachsende Bebauung gehen immer mehr natürliche Lebensräume verloren. Siedlungsgebiete bieten ihnen daher zunehmend gute Lebensbedingungen. Hier bauen sie ihre Nester zum Beispiel in Vogelkästen, Rollladenkästen, Dachböden oder Schuppen.

Auch einige boden- oder baumbewohnende Wildbienenarten, unter ihnen die Hummeln, bevorzugen immer öfter Vorgärten oder Sandkästen für ihre Nester. Sie alle kommen somit dem Menschen zunehmend sehr nahe. Normalerweise meiden sie den direkten Kontakt und stechen nur, wenn ihr Nest oder ihr Leben in Gefahr sind.

 

Wespen und Wildbienen sind bedroht und deshalb gesetzlich geschützt

Durch den Verlust von Lebensräumen, der Verwendung von Pestiziden und der Klimaveränderung sind Wespen und Wildbienen bedroht. Die Bestände vieler Arten gehen zurück, was auch Auswirkungen auf die Artenvielfalt insgesamt hat. Um dies zu verhindern, sind Wespen und Wildbienen in Deutschland gesetzlich geschützt. Der allgemeine Artenschutz des § 39 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verbietet es, wildlebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Ein besiedeltes Nest sollte zum Schutz von Mensch und Tier nur mit fachkundiger Hilfe umgesiedelt oder entfernt werden.

 

Gäste auf Zeit: Nur einen Sommer lang

Im Herbst sterben alle Wespen und Wildbienen ab, deren Völker bis dahin teilweise eine beachtliche Größe erreichen können. Lediglich die neu herangezogenen Jungköniginnen überwintern in frostsicheren Verstecken, nachdem sie ihr Nest verlassen hat und suchen im Frühjahr neue Orte für ihre Nester auf. Die leeren Nester können daher im Winter gefahrlos entfernt werden. Gegen einen hartnäckigen Irrglauben werden Nester im nächsten Jahr nicht nochmals bezogen. Die Wespen bleiben also nur einen Sommer lang.

 


Honigbiene
Honigbiene Foto: David Hablützel
Wespe
Wespe Foto: Sabine18 by pixabay
Hornisse
Hornisse Foto: David Hablützel


Was tun, wenn man ein Nest entdeckt hat?

1. Ruhe bewahren und Abstand halten:

  • Bitte halte Abstand zum Nest und vermeide schnelle Bewegungen.
  • Wo immer möglich, sollte das Nest an der Stelle bis zum Herbst erhalten bleiben.
  • Auf keinen Fall das Nest selbst umsiedeln oder beseitigen.

2. In Nachbarschaft mit Wespen oder Wildbienen leben:

  • War früher der Gang zur Chemiekeule aus dem Baumarkt die Regel, hat sich der Umgang heute geändert.
  • Keine Panik, nicht um sich schlagen oder Tiere anpusten
  • Möglichst drei Meter Abstand zum Nest halten
  • Niemals das Nest berühren, erschüttern oder hineinpusten
  • Türen und Fenster mit Fliegennetzen ausstatten
  • Speisen und Getränke im Freien abdecken
  • Verirrte Tiere aus Innenräumen mit der Zugluft oder einem Glas ins Freie bringen
  • Bei Nestern im Erdboden nicht barfuß laufen oder über den Nesteingang mähen oder mit Wasser besprühen
  • Mit einem "Opferstück" wie Trauben und Apfel oder Marmelade, etwas abseits vom Kaffeetisch, kann man Wespen fernhalten
  • Reifes Fallobst der Bäume von Rasen oder Wiese aufsammeln und auf den Kompost geben, so bleiben Wespen fern am Kompost.

3. Einige Tage abwarten

  • Wespen und Honigbienen können in den ersten Tagen auch wieder ausziehen
  • Wespen bevorzugen möglichst dunkle Unterkunft. Ist es ihnen zu hell und finden Wespen eine bessere Unterkunft in der Nähe, können die Wespen nach einigen Tagen wieder ausziehen.
  • Auch Honigbienenvölker können innerhalb der ersten Woche wieder ausziehen, z.B. wenn es ihnen zu zugig oder zu klein ist.

4. Vorsorge bei Rollläden ab März 

  • Alle 2-3 Wochen Öffnungen von Rollladenkästen mit einer Mischung aus Nelkenöl, Wasser und Spüli besprühen.
  • Stickt im ersten Augenblick, hilft aber nach unseren Erfahrungen
  • Vorsicht bei Kunststoffen, vorher an einer unauffälligen Ecke testen, ob die Kunststoffoberfläche keinen Schaden nimmt.

Umsiedeln und Entfernen ein großes Geschäft

Wespennest
Foto: Helga, ariesa66 by pixabay.com

Bewohnte Wespennester dürfen grundsätzlich nur durch Fachleute umgesiedelt oder entfernt werden. Erkundigen Sie sich vorab beim Umweltamt oder der Unteren Naturschutzbehörde über eine mögliche Entfernung, denn es können empfindliche Strafen drohen. Einige Kommunen halten auch eine Liste von Sachverständigen bereit. Imker dürfen nur Honigbienenvölker, aber keine Wespen oder Wildbienen umsiedeln. Im ersten Schritt finde heraus, um welche Insektenart es sich handelt und ob diese besonders geschützt ist. Der Erhalt oder die Umsiedlung eines Nestes sind in jedem Fall einer Bekämpfung vorzuziehen. Die Kosten belaufen sich bei einfach zugänglichen Nester je nach Region etwa zwischen 100 und 200 € (Stand: 2022).


Von der Artbestimmung hängen die weiteren Schritt ab

Honigbiene, Wildbiene, Wespe oder doch Hornisse? Geschätzte 80% der erwachsenen Stadtbevölkerung können eine Honigbiene von einer Wespenart nicht unterscheiden, obwohl sie dies in der Grundschule gelernt haben. Will man Schritte unternehmen, muss die Art bestimmt werden. Denn nach der Art unterscheiden sich die Folgeschritte. Bei Wildbienen und Hornissen sowie die Kreisel- und Knopfhornwespen muss der besondere Artenschutz (§ 44 Abs. 1 BNatSchG) beachtet werden, bedauerlicherweise hört man immer wieder, dass unseriöse Schädlingsbekämpfer:innen diese Arten nicht erkennen (oder nicht erkennen wollen?). Verbraucherschützer stellen zudem immer wieder fest, dass unseriöse Schädlingsbekämpfer:innen viel Geld verlangen oder unerfahren sind, um Nester zu entfernen. Daher solltest du kritisch bei deiner Auswahl sein: 

  • Telefonnummer der zuständigen örtlichen Behörde findet man auch über den Behördenruf Tel.: 115 heraus.
  • Hier gibt die Verbraucherzentrale Tipps, wie man seriöse Anbieter findet: https://www.verbraucherzentrale.de/
  • Auch der Deutscher Schädlingsbekämpfer-Verband e.V. (DSV) gibt Tipps zum Umgang mit Wespen: https://www.faire-wespe.de/
  • Handelt es sich eindeutig um Honigbienen, kannst du auch einen Imker über den örtlichen Imkerverein kontaktieren.