· 

Herbstlaub - öfters einfach mal liegen lassen

Bräähmm. Brmmmmmm. So klingt es, wenn ein Laubbläser durch die Nachbarschaft zieht, um die bunten Herbstblätter wegzupusten. Dabei kann ein Laubhaufen an der richtigen Stelle für unsere Biodiversität Wunder bewirken.

Herbstlaub
Jetzt ist die perfekte Zeit für einen Waldspaziergang!

Gelbe Blätter auf dunklem Asphalt, ein Spaziergang durch den bunten Laubwald – gerade in diesen kalten Tagen zaubert vielen von uns das bunt leuchtende Herbstlaub ein Lächeln ins Gesicht. Leider geht das nicht allen so. „Laubbläser haben sich in den letzten Jahren zu einem Volkssport entwickelt“, sagt Christian Bourgeois, Initiator der Bienenretter-Initiative. Die elektrischen Röhren werden sehr gerne eingesetzt, um Wege und Grünflächen von Blättern frei zu machen. Mittlerweile finden die brummenden Geräte ihren Einzug in Privatgärten, um Laub zu entfernen. Das ist aber keine gute Idee.


Denn zahlreiche Bestäuber profitieren von Laubhaufen, die lange ungestört bleiben. „Einige Hummelarten bauen ihre Nester gerne ins Falllaub und profitieren dort von der Verrottungswärme. Schneckenhaus-Mauerbienen füllen verlassene Schneckenhäuschen mit ihrer Brut und verstecken sie im Laub vor Fressfeinden“, zählt der Bienenretter auf. Auch viele Schmetterlinge nutzen die Laubschicht als Rückzugsort und ziehen sich für ihr Puppenstadium im Frühling und Herbst oft ins Laub zurück. 

Laubgebläse
Laubgebläse in Aktion. Im eigenen Garten sollte man den Insekten zuliebe darauf verzichten. Foto: Cbaile19, CC0.

Und nicht nur Insekten wissen einen guten Laubhaufen zu schätzen: Gerade dickere Blätterschichten in Kombination mit Totholz bieten sich für Igel und andere Kleinsäuger als Winterquartier an, während der Boden und somit auch Pflanzen vor Frost geschützt werden.

Der gute alte Rechen

Statt also mit einem Laubbläser das ganze Laub wegzupusten, sollte man der Umwelt zuliebe in Gärten und Grünflächen auf den guten alten Rechen zurückgreifen. „Der tut bessere Dienste und ist auch noch gut für die körperliche Fitness“, sagt Bourgeois mit einem Lächeln. Denn alles Laub liegen lassen ist auch keine Lösung - bei Regen kann nasses Laub auf dem Gehweg zu einer Gefahr werden.

Und auch aus Sicht der Wildbienen ist Laub nicht an allen Stellen von Vorteil. Über den Winter zersetzen sich die nährstoffreichen Blätter und düngen den Boden. Unter Bäumen und Hecken oder in Staudenbeeten sind die zusätzlichen Nährstoffe gerne erwünscht, zumal das Laub gleichzeitig empfindliche Stauden vor strengen Frösten schützt.

Rechen Baum Blätter
Der gute alte Rechen wirkt Wunder! Foto: Peggychoucair

Aber: Mager, lückig bewachsene Bodenstellen, an denen die meisten Wildbienenarten in der Erde nisten, werden durch das Düngen zerstört. „Auf solchem ‚Magerrasen‘ geht die Pflanzenvielfalt oft zurück, wenn zu viele Nährstoffe in den Boden gelangen“, ergänzt Bourgeois.

Übrigens: das frühabfalle Laub von Bäumen, die mit Krankheiten wie Feuerbrand oder Blattbräune befallen sind, gehört weder in den Garten noch in den Biomüll, sondern in den Hausmüll! Auch sollten Blätter von kranken Bäumen nicht für den Frostschutz von Pflanzen verwendet werden.

Ahornblätter
Gelbe Ahornblätter. Foto: PublicDomainPictures

Unser Fazit: Auf artenreichem Magerrasen ist Laub unerwünscht, im Staudenbeet wertvoll und ein kostenloser Dünger. „Mein Ratschlag für Falllaub: weder rigoroses Beseitigen noch komplettes Belassen. Laub am richtigen Ort wirkt Wunder für unsere Biodiversität“, betont Bourgeois. Wie wäre es mit einem kleinen Laubhaufen im eigenen Garten, gemischt mit etwas Totholz? Igel, Schmetterlinge und Wildbienen werden es uns danken!


Text: Elisa Kautzky