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Update: Schweizer Verkaufsverbot für invasive Arten

Die Schweiz hat kürzlich ein drastrisches Verkaufsverbot für bestimmte gebietsfremde, invasive Pflanzen erlassen, das ab September in Kraft tritt. Unter den betroffenen Pflanzen befindet sich nicht nur der weit verbreitete Kirschlorbeer, sondern auch der beliebte Schmetterlingsstrauch, der in vielen Gärten zu finden ist und noch oft im Internet als "besonders schmetterlingsfreundlich" zu finden ist und empfohlen wird. Dieser Widerspruch ist vielen aufmerksamen Lesern unseres Artikels von dieser Woche aufgefallen. Eine kritische Diskussion zum Thema Schmetterlingsstrauch gab es schon länger und ist jetzt nochmals neu entfacht. Uns haben zahlreiche E-Mails mit vielen Fragen erreicht. Einige versuchen wir zu beantworten.

Der aus China stammende Schmetterlingsstrauch wird häufig auch als Schmetterlingsflieder bezeichnet.
Der aus China stammende Schmetterlingsstrauch wird häufig auch als Schmetterlingsflieder bezeichnet. Bild: Pixabay

Ein Hauptproblem bei dem Strauch ist seine hohe Vermehrungsfreudigkeit, die zu einer unkontrollierten Ausbreitung führen kann. Einige Experten schlagen vor, die Blüten rechtzeitig zu schneiden, um dies zu verhindern. Doch wie viele Gartenbesitzer haben das so konsequent getan? Ein mal zu spät geschnitten oder vergessen, sind die Samen zu Tausenden - sogar millionenfach - freigesetzt, ohne dass eine Rückholung möglich wäre.

Sind alle gebietsfremde Arten invasiv oder ein Problem?
Man sollte keine Arten verteufeln, denn jede Pflanze füllt eine bestimmte biologische Nische. Zugereiste Arten - Fachbegriff: Neophyten - sind per se nichts Schlechtes: Wer möchte heute noch Tulpen, Hortensien oder Dahlien in seinem Garten missen? Sie verursachen in der Regel auch keine "ökologischen Schäden". Geschätzte 30 Prozent der österreichischen Gesamtflora bestehen daraus. Durch den Klimawandel kommt es auch zu »Wanderungen« so fühlen sich viele mitteleuropäische Arten jetzt in Nordeuropa und bei uns mehr südeuropäische Arten »heimischer«. Problematisch sind nach heutigem Stand etwa 40 Pflanzenarten. Diese »Problemkinder« verhalten sich in unserer Wahrnehmung die ersten Jahre sehr unauffällig, bis sie sich für unsere heimischen Arten als aggressive Eindringlinge »entwickeln«.

Hätte man es nicht besser wissen können?

Die Gefahren von Riesen-Bärenklau, Drüsigem Springkraut, Japanischem Geißblatt und jetzt auch dem Schmetterlingsstrauch wurden lange Zeit nicht erkannt, da diese Pflanzen durchaus Vorteile z.B. viel Nektar für Insekten liefern. So wurde der Schmetterlingsflieder für Hausgärten von vielen Seiten empfohlen und auch weiterhin empfohlen, als es schon länger kritische Stimmen gab. Die Vorteile schienen einfach zu verlockend. Nun sind die Empfehlungen von vielen Internetseiten in kürzester Zeit verschwunden. 

 

Wer entscheidet in Deutschland was "problematisch" ist oder nicht?

Vorab, wir sind keine Rechtsexperten. Die rechtliche Invasivitätsbewertung gebietsfremder Pflanzen nimmt auf Bundesebene das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nach unseren Informationen vor. Es schreibt invasive Arten in Schwarze Listen (Warnung, Aktion, Management) und Graue Listen (Handlung, Beobachtung) ein. Ähnliche Einrichtungen besitzen die Bundesländer, die mit möglichen nötigen Maßnahmen in ihrem Bundesland betraut sind. Die letzte veröffentlichte BfN Liste, die wir auf der Behördenseite Neobiota.de gefunden haben, stammt von 2013 (vgl. BfN-Skripte 331). Dort befindet sich der Schmetterlingsstrauch auf der Grauen Handlungsliste. Also mindestens seit über zehn Jahren sind die Probleme in Deutschland klar bekannt. Zusätzlich gibt es noch eine "Unionsliste" von der Europäischen Union, die für alle Mitgliedsstaaten gilt. Dort ist die Pflanze aber nicht gelistet. 

 

Was können wir von der Schweiz lernen?

Die Schweizer Entscheidung, den Verkauf dieser Pflanzen zu verbieten, hat viele in Deutschland erstaunt. Sie hat möglicherweise eine langjährige deutsche Debatte in Fachkreisen beendet, bei der so mancher Gärtner- und Umweltverband zu einer späten Erkenntnis gekommen sein mag. Zudem hat sie aber auch eine Verunsicherung bei Gartenliebhabern ausgelöst, die sich auf einen vermeintlich »Guten Rat« verlassen hatten. Jetzt auf andere zu zeigen nach dem Motto "Ich habe es ja immer schon gesagt" oder einen "radikalen Feldzug" gegen den Schmetterlingsstrauch zu ziehen, wäre aber genauso falsch. Besonnenheit! Die Schweiz hat gezeigt, dass es wichtig ist, die Konsequenzen des Ausbreitens invasiver Arten ernster zu nehmen und frühzeitiger, konsequenter zu handeln. Das sollte Ansporn sein, dass wir sogenannte Schwarze, Graue und Rote Listen in Deutschland noch mehr Beachtung schenken.

 

(Artikel: Christian Bourgeois)